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Die zentrale Rolle der Darm-Hirn-Achse für deine Gesundheit

Die zentrale Rolle der Darm-Hirn-Achse für deine Gesundheit

Dass wir in unserem Körper nicht allein sind, hat sich in den letzten Jahren herumgesprochen. Von der Wissenschaftssendung bis zum Bestseller – das Thema Darmmikrobiom ist ein regelrechtes Trendthema, wenn es um Wellness und Wohlbefinden geht. Aber ist da was dran? Können die Bakterienkolonien, die unseren Verdauungstrakt besiedeln, wirklich darüber entscheiden, wie wir uns fühlen? Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass die Darm-Hirn-Achse eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit spielt.

Die Beziehung zwischen den rund 100 Billionen Bakterien im Darm und den Funktionen des Gehirns sind so kompliziert wie faszinierend. Es gibt heute sehr viele Forschungen und Studien zur subtilen Interaktion von Darmmikrobiota und Gehirn. Obwohl die Wissenschaft bereits zahlreiche spannende Erkenntnisse gewonnen hat, gibt es weiterhin viele ungeklärte Aspekte, denn die Darm-Gehirn-Forschung ist noch relativ neu. Traditionell ist die medizinische Forschung sehr spezialisiert, betrachtet also einzelne isolierte Bereiche. Deshalb ist es umso wichtiger, dass es inzwischen Forschende gibt, die einen integrierten, ganzheitlichen Ansatz verfolgen. In diesem Beitrag beziehen wir uns hauptsächlich auf die Beiträge von Dr. Andrew Huberman, Dr. Justin Sonnenburg, Dr. Robert Lustig, Dr. Sarkis Mazmanian und Dr. Mauro Costa Matioli. Sie alle haben durch ihre interdisziplinäre Arbeit viel zur Erforschung der Darm-Hirn-Achse beigetragen, und wir können dir ihre Veröffentlichungen nur empfehlen.

Was ist die Darm-Hirn-Achse und was hat sie mit meiner Gesundheit zu tun?

Die Darm-Hirn-Achse ist ein wesentliches Kommunikationsnetzwerk in deinem Körper, welches in beide Richtungen funktioniert. Sie verbindet das gastrointestinale System und das zentrale Nervensystem. Das komplexe Zusammenspiel dieser maßgeblichen Systeme beeinflusst die körperliche, seelische und neurologische Gesundheit auf verschiedene Weisen. Ein gesunder Darm fördert zum Beispiel die Produktion und Regulation von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin – sie sind für die Funktion des Gehirns unverzichtbar. Außerdem unterstützt ein ausgeglichenes Darmmikrobiom das Immunsystem und verringert Entzündungen. Auf diese Weise kann es chronische Krankheiten in Schach halten oder ihnen sogar ganz vorbeugen. 

Welche Bereiche beeinflusst die Darm-Hirn-Achse?

Seelische und mentale Gesundheit

Der Neurotransmitter Serotonin kennst du vielleicht schon – er wird regelmäßig im Zusammenhang mit Depressionen und anderen seelischen Erkrankungen diskutiert. Und jetzt kommt eine kleine Überraschung: Der Darm produziert den Großteil unseres Serotonins, nicht das Gehirn. Auf diese Weise trägt ein gesundes Darmmikrobiom zu einem gut regulierten Neurotransmitterhaushalt bei. Und das kann das seelische Wohlbefinden fördern und deinen Umgang mit Stress erleichtern. Manche Menschen können durch Veränderungen des Lebensstils sogar auf Medikamente wie Antidepressiva verzichten (aber solche Maßnahmen solltest du auf jeden Fall vorher mit deiner Facharztpraxis besprechen). 

Neurologische Gesundheit

Serotonin und Dopamin beeinflussen nicht nur die Stimmung, sondern auch Gehirnfunktionen wie Lernen und Gedächtnis. Und weil ein gesunder Darm für die Produktion dieser Botenstoffe essentiell ist, kann eine gestörte Darmflora zu neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen beitragen. Dazu gehören beispielsweise Depressionen und Angsterkrankungen, aber auch Parkinson und Alzheimer. Wenn du dein Darmmikrobiom pflegst, pflegst du damit also auch deine Gehirngesundheit.

Immunsystem

70% des Immunsystems befinden sich in deinem Darm. Ein gesunder Darm mit einem ausgewogenen Mikrobiom ist also ein besserer Verbündeter im Kampf gegen “feindliche” Einflüsse wie Krankheitserreger als ein geschwächtes Verdauungssystem. Darüber hinaus kann das Gehirn durch die Kommunikation über die Darm-Hirn-Achse auf immunologische Veränderungen im Darm reagieren und eine entsprechend starke Immunantwort in die Wege leiten.

Kann meine Darmflora die Wirkung von Medikamenten beeinflussen?

Vielleicht kennst du das: Deine Freundin schwört bei Kopfschmerzen auf Aspirin, dein Kollege auf Paracetamol, und dir bringt beides nichts? Die Forschungen von Dr. Mazmanian weisen darauf hin, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms eine Schlüsselrolle spielt, wenn es um die Wirksamkeit von Medikamenten geht. Er stellte für verschreibungspflichtige Medikamente teils nur eine begrenzte Wirkung fest, die von der persönlichen “Bakterienmischung” jedes Menschen beeinflusst wird. Laut Dr. Mazmanian zeigen bis zu 50% der Patienten nicht die erwünschte Reaktion auf ein Medikament, da ihr Mikrobiom in dessen Verarbeitung und Resorption eingreift. Es wäre also sehr sinnvoll, wenn bei der Entwicklung künftiger Arzneimittel auch die Rolle der Darmflora berücksichtigt würde. 

Wie helfe ich meinem Mikrobiom?

Wenn du dich gut ernährst, hilfst du deinem Darm sehr. Empfehlenswert sind ballaststoffreiche Lebensmittel, denn Ballaststoffe ernähren als sogenannte Präbiotika die guten Bakterien. Ein Präbiotikum, das du gezielt einnehmen kannst, ist Inulin aus der Zichorienwurzel: Es unterstützt das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien. Außerdem solltest du genug probiotische Produkte essen: Joghurt und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kombucha bringen nützliche Bakterien mit und vergrößern die Bakterienvielfalt im Darm. 

Darüber hinaus reagiert der Darm empfindlich auf chronischen Stress – es beruhigt ihn also, wenn du entspannende Techniken wie Meditation oder Atemübungen in deinen Alltag integrierst. 

Und was schadet meinem Mikrobiom?

Die größten Übeltäter für deinen Darm sind Alkohol und Zucker. Ein Stück Schokolade oder ein Glas Wein ab und zu wird dir sicher nicht schaden (und seien wir ehrlich, solche kleinen Genüsse tragen eben auch zum Wohlbefinden bei), aber auf größere Mengen und täglichen Konsum solltest du lieber verzichten. Der Grund: Alkohol und Zucker fördern das Wachstum schädlicher Bakterien und Hefen, und die stören das Gleichgewicht des Mikrobioms. Auch die chemische Balance und die neurochemische Aktivität im Gehirn reagieren empfindlich auf einen zu hohen Zucker- und Alkoholkonsum.

Ein anderer Faktor sind Antibiotika: Manchmal sind sie unverzichtbar, sogar lebensrettend. Dennoch sollte diese Medikamentengruppe mit Bedacht und nicht unnötig eingesetzt werden, denn Antibiotika vernichten nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern die Nützlichen gleich mit. Du kannst deinen Darm bei der Regeneration unterstützen, indem du während und nach einer Antibiotika-Einnahme besonders viel Wert auf eine abwechslungs- und ballaststoffreiche Ernährung legst. 

Mehr dazu:

  1. Gut Biome and Gut Health - Huberman Lab
  2. Dr. Robert Lustig: How Sugar & Processed Foods Impact Your Health - Huberman Lab
  3. Dr. Justin Sonnenburg: How to Build, Maintain & Repair Gut Health - Huberman Lab
  4. How to Enhance Your Gut Microbiome for Brain & Overall Health - Huberman Lab
  5. Does The Microbiome Hold The Key To Treating Parkinson’s, Autism & Other Diseases? CalTech Microbiologist Dr. Sarkis Mazmazian on The Gut-Brain Axis – Rich Roll