Du bist mehr als deine Gene – Gestalte deine Gesundheit!
Unsere Haarfarbe ist genetisch bedingt, unsere Schuhgröße auch – aber wie sieht es mit der Gesundheit aus? Wenn die Großeltern unter Gicht litten, steht uns etwa das gleiche Schicksal bevor? Glücklicherweise nicht. Denn die neuesten Zwillingsstudien zeigen, dass die Gene nur rund 20-30% des allgemeinen Gesundheitszustandes ausmachen. Den Rest haben wir selbst in der Hand.
Es ist keine Überraschung, dass ein gesunder Lebensstil zum Wohlbefinden beiträgt und zahlreichen Beschwerden vorbeugt. Über die Genetik hinwegsetzen kann man sich zwar nach wie vor nicht – Erkrankungen wie Mukoviszidose oder Behinderungen wie Trisomie 21 sind zum Beispiel vollständig genetisch bedingt. Aber auf viele andere Dispositionen hat unser individuelles Verhalten einen großen Einfluss. Dazu haben aktuelle Untersuchungen mit Zwillingspaaren wertvolle Einblicke geliefert.
Auch wenn man landläufig sagt, dass “bei uns der Herzinfarkt in der Familie liegt”, ist das nicht zwangsläufig der Fall. Tatsächlich schätzen Forschende, dass wir bis zu 80% unserer Gesundheit mit Lebensstil und Ernährung kontrollieren. Wenn man beispielsweise aus einer Familie stammt, in der Diabetes Typ 2 gehäuft auftritt, lässt sich diese Veranlagung durch einen gesunden Lebensstil erheblich abschwächen. Die Genetik gibt zwar immer einen Rahmen vor, ist aber nicht für sämtliche mögliche Erkrankungen eine allmächtige Instanz.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch Umweltfaktoren, individuelle Möglichkeiten und andere Stellschrauben eine Rolle spielen. Es gibt darüber hinaus eine noch nicht vollständig erforschte Wechselwirkung zwischen der Aktivität von Genen und äußeren Faktoren. Fest steht, dass das Verhalten einer Person ihre Genexpression beeinflussen und damit die veranlagungsbedingten Gesundheitsrisiken minimieren kann. Deshalb sind Schätzungen wie diese immer nur ein grobes Mittel, und in der Realität kann man nun einmal nicht jeden Aspekt selbst bestimmen oder vorhersehen.
Gene vs. Lebensstil – was kannst du tun?
Am sinnvollsten ist es, gleich an mehreren Punkten anzusetzen. Denn die verschiedenen Maßnahmen greifen ineinander und wirken am besten als ganzheitliches Konzept (es nutzt beispielsweise nicht viel, auf guten Schlaf zu achten, wenn man sich tagsüber von Gummidrops und Kaffee ernährt). Hier sind einige Punkte, die dir helfen, gesunde Weichen für dich zu stellen, dein Risiko für chronische Krankheiten zu verringern und dich rundum wohler und fitter zu fühlen:
Gute Entscheidungen
Mit dem Rauchen aufzuhören, ist eine der besten Entscheidungen, die man für seine Gesundheit treffen kann. Also weg mit der Zigarette. Auch Alkohol solltest du nur in kleinen Mengen genießen, denn er hat etliche negative Auswirkungen auf Gehirn und Organe. Sehr wichtig ist ein guter Schlaf – räume deiner Nachtruhe ruhig eine hohe Priorität ein, damit Körper und Geist sich gründlich regenerieren können. Mit diesen Maßnahmen kannst du bereits eine Reihe von gesundheitlichen Risiken verringern, unter anderem Herz-Kreislauf-Krankheiten, Leber- und Lungenerkrankungen.
Gute Nährstoffe
Obst, Gemüse, Vollkorn, mageres Eiweiß und gesunde Fette: Das sind die fünf Zutaten einer ausgewogenen Ernährung. Wertvolle Nährstoffe wie Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe können helfen, altersbedingte Zellschäden, Entzündungen und oxidativen Stress zu bekämpfen.
Guter Stress
Sport ist stressig? Vielleicht, aber auf eine gute Art. Milde Stressreize wie körperliche Anstrengung, intermittierendes Fasten oder Kalorienrestriktion können die Schutz- und Reparaturmechanismen unserer Zellen aktivieren und so zu ihrer langfristigen Gesundheit beitragen. Regelmäßige Bewegung reduziert das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen sowie Diabetes und stärkt die Herzgesundheit.
Gute Beziehungen
Wir spüren es intuitiv: Wenn wir stabil in eine Gruppe eingebunden sind, sei es eine Kirchengemeinde, eine Hobbymannschaft oder ein Freundeskreis, fühlen wir uns einfach zufriedener. Die Wirksamkeit sozialer Beziehungen auf die Gesundheit ist heute gut erforscht. Dabei profitiert nicht nur das seelische Wohlbefinden und die kognitive Leistungsfähigkeit – auch die körperliche Gesundheit wird durch sinnvolle Bindungen positiv beeinflusst.
Man muss nicht die genetische Lotterie mit Extra-Jackpot gewonnen haben, um gesund zu altern: Vieles lässt sich mit einer gesunden Lebensweise selbst prägen. Und es ist nicht schlimm, wenn nicht immer alles perfekt klappt. Ein Stück glücklich genossene Torte wird dich nicht gleich aus der Bahn werfen, solange du langfristig dranbleibst.
Mehr dazu:
Maximizing the value of twin studies in health and behaviour | Nature Human Behaviour