Nahrungsergänzungsmittel: Sinnvoll oder Geldverschwendung?
Die einen schwören drauf, die anderen rollen mit den Augen: An Nahrungsergänzungsmitteln scheiden sich die Geister. Und das ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie groß und undurchsichtig dieser Markt ist. Selbst wir von ASPRIVA können dir nicht bedenkenlos zu Pillen und Pülverchen raten. Warum das so ist, erklären wir in diesem Beitrag – damit du für dich gesunde und sinnvolle Entscheidungen treffen kannst.
Zwischen Marketing und Gewinnmaximierung
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland wächst weiterhin. Im vergangenen Jahr wurden rund 1,78 Milliarden Euro umgesetzt, was einem Anstieg von 4,8 Prozent entspricht. Die Herausforderungen fangen schon bei der Recherche nach einem guten Produkt an: Der Markt ist stark fragmentiert, was bedeutet, dass es eine sehr hohe Anzahl an Marken gibt – insbesondere seit Amazon als Vertriebskanal eine immer größere Rolle spielt. Hohe Margen lassen sich jedoch nur mit möglichst niedrigen Produktionskosten erzielen. Dies kann auf verschiedene Weise erreicht werden, zum Beispiel durch den Einsatz günstiger Rohstoffe oder durch (zu) niedrige Dosierungen. Je nach Positionierung des Produkts bewerben Hersteller jedoch auch oft besonders hohe Dosierungen, um Wirksamkeit zu implizieren – “viel hilft viel” ist das Motto.
Aktuelle Produktuntersuchungen des Instituts für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie (IPBP) der Uni Münster zeigen aber, dass du dich keinesfalls blind auf die Herstellerangaben verlassen kannst: Fehlende Inhaltsstoffe, falsch angegebene Dosierungen, problematische und schlimmstenfalls schädliche Inhaltsstoffe waren im Rahmen der Untersuchung keine Ausnahmeerscheinung, sondern eher die traurige Regel. Ein Beispiel: In mehr als 50% der untersuchten Brokkoli-Extrakte, wurden deutliche Qualitätsprobleme festgestellt. Die spezifischen Glucosinolate, die vor der Entstehung von Krebs schützen sollen, waren in weniger als der Hälfte der Proben in der deklarierten Menge vorhanden oder teilweise gar nicht nachweisbar.
Regulierung als Lebensmittel
Die EU reguliert Nahrungsergänzungsmittel wie Lebensmittel. Allerdings sind Lebensmittel wiederum weniger stark reguliert als beispielsweise Futtermittel (klingt seltsam, ist aber wirklich so). Bevor ein Produkt in den Verkauf gehen darf – man nennt das “Inverkehrbringen” – muss es lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) angemeldet werden. Verantwortlich und haftbar für die Sicherheit und Unbedenklichkeit der Produkte ist der jeweilige Inverkehrbringer. Aber hier kommt die nächste Herausforderung um die Ecke: Kein Nahrungsergänzungsmittel muss vor dem Inverkehrbringen von einem Labor auf Reinheit oder Vorhandensein der deklarierten Inhaltsstoffe geprüft werden. Auch die sogenannte Verkehrsfähigkeitsbescheinigung ist im Anmeldeprozess nur optional. Du könntest als Hersteller also einfach ein Produkt beim BVL anmelden, das auf dem Papier ordentlich daherkommt, aber minderwertig produziert wird. So kommt es leider auch in Deutschland regelmäßig vor, dass man Qualitätsprobleme erst entdeckt, wenn das Produkt bereits auf dem Markt ist. Das können zum Beispiel Verunreinigungen der Rohstoffe oder falsch deklarierte Inhaltsstoffe sein. Deshalb raten wir dir, jedes Produkt und jeden Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen und kurz zu recherchieren, bevor du kaufst. Und ja, das gilt natürlich auch für unsere eigenen Produkte – damit es einfacher ist, dich zu informieren, haben wir die entsprechenden Zertifikate und Laborergebnisse auf der jeweiligen Produktseite hinterlegt.
Zulässige gesundheitsbezogene Angaben: Was darf man sagen?
Werbung darf nicht alles, auch wenn das manchmal so wirkt. Gerade für Medikamente, Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel gibt es strikte Regeln: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) legt im Interesse der Verbrauchersicherheit fest, welche gesundheitsbezogenen Angaben für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel zulässig sind. Diese sogenannten “EFSA Health Claims” sind gesundheitsbezogene Aussagen, die wissenschaftlich geprüft und zugelassen wurden. Sie sollen sicherstellen, dass nur wissenschaftlich belegte Werbeaussagen gemacht werden.
Als Hersteller eines Nahrungsergänzungsmittel darfst du zum Beispiel nicht behaupten, dass Vitamin B12 Schlafstörungen heilt, sondern lediglich, „Vitamin B12 trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei“. Das Ziel dieser Strategie: Verbraucher vor irreführenden Aussagen zu schützen. Heil- oder Wirkversprechen sind grundsätzlich immer verboten. Seriöse Hersteller halten sich auch an diese Vorgaben – unseriöse Anbieter riskieren lieber Abmahnungen, um in der Zwischenzeit ordentlich Umsatz mit Versprechungen zu generieren. Wenn du also in Zukunft etwas liest wie “Unser Produkt bekämpft Arthritis”, dann kannst du nach diesem Artikel die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters besser einschätzen.
Unseriöse Produkte erkennen
Es gibt noch ein paar Punkte, die dir helfen können, fragwürdige Produkte und Anbieter herauszufiltern: Wenn zum Beispiel von angeblich patentierten Wirkstoff-Kombinationen bei NEM-Produkten die Rede ist, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine ziemlich grenzwertige Marketingstrategie.
Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel und keine Pharmaprodukte, deshalb kann man für sie kein Patent anmelden, sondern lediglich eine Marke eintragen lassen. Vorsichtig solltest du auch bei Anbietern sein, die nicht in der EU sitzen (das erkennst du am Impressum). Sie halten sich selten an die EFSA-Vorgaben zu Wirkversprechen und können alles Mögliche behaupten, ohne es zu belegen. Wenn ein Produkt zu gut klingt, um wahr zu sein – dann ist das meist auch so. Es gibt keine Wundermittel.
Viel hilft viel? Nicht unbedingt.
Manche Nahrungsergänzungsmittel werben bewusst mit (sehr) hohen Dosierungen, das ist aber nicht automatisch vorteilhaft. Was klingt, als bekäme man besonders viel für sein Geld, ist bestenfalls nutzlos und schlimmstenfalls gefährlich. Denn nicht alle Wirkstoffe sind auch in hoher Dosierung harmlos, besonders bei regelmäßiger Einnahme. Die Dosis macht das Gift, das heißt, jede Substanz, selbst Wasser, kann in zu hoher Menge schädlich sein. Zu viel Wasser kann tatsächlich zu einer gefährlichen Wasservergiftung führen, bei der der Elektrolythaushalt des Körpers gestört wird. Beim Konsum von Selen muss man beispielsweise beachten, dass es sich nur über einen Zeitraum von etwa 48 Stunden abbaut und sich daher bei zu hoher Aufnahme im Körper anreichern kann.
Hyper, Hyper, das “Wundermittel” Melatonin
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das hauptsächlich in der Zirbeldrüse gebildet wird und den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die körpereigene Produktion beträgt normalerweise etwa 0,1 bis 0,3 mg pro Tag, und es kann auch exogen zur Behandlung von Schlafstörungen oder eines Jetlags eingenommen werden. Während Melatonin in Deutschland als NEM-Produkt frei verkäuflich ist, ist es bspw. In der Schweiz, Großbritannien, Australien und Neuseeland, nur als verschreibungspflichtiges Arzneimittel erhältlich. In Deutschland ist Melatonin buchstäblich in aller Munde: Es findet sich inzwischen in allerlei Produkten vom Gummibärchen bis zum Spray.
Viele Menschen werden daher sehr überrascht sein zu erfahren, dass Melatonin andere Hormone reguliert, auch den Zeitpunkt der Pubertät beeinflussen kann und nicht einfach nur das "Schlafhormon" ist. Zudem ist Melatonin nicht besonders effektiv, eine aktuelle Meta-Analyse ergab, dass Melatonin die Schlafdauer nur um 3,9 Minuten und die Schlafeffizienz nur um 2,2 % erhöht.
Einem eher geringen Nutzen stehen hier möglicherweise erhebliche Risiken gegenüber, insbesondere bei regelmäßiger Einnahme. Melatonin erfüllt daher nicht unsere Anforderungen an das erforderliche Nutzen-Risiko-Profil eines Inhaltsstoffes. Zu geringer Nutzen im Vergleich zu möglichen Risiken, insbesondere für Jugendliche.
Es wird also einiges an Wissen erwartet, wenn du NEM-Produkte kaufst, und die Tatsache, dass es sich um ein frei verkäufliches Lebensmittel handelt, entbindet dich nicht von deiner Verantwortung, dich vorher zu informieren.
Warum es bei ASPRIVA keine Multivitamine gibt
Multivitaminprodukte wirken auf den ersten Blick irgendwie sinnvoll – es scheint alles drin zu sein, was ein menschlicher Körper so braucht. Alle wichtigen Vitamine, Mineralien, oft auch noch Spurenelemente, und das alles meist in einer einzigen Tablette oder Kapsel. Klingt praktisch, ist in unseren Augen aber wirklich nicht empfehlenswert. Denn ein Multivitaminprodukt lässt sich deinen Bedürfnissen nicht anpassen. Du bekommst immer alle Inhaltsstoffe, egal ob du sie brauchst oder nicht. Darüber hinaus sind viele Multivitamine nicht sinnvoll dosiert.
Woran erkennt man hochwertige Produkte?
Sucht man nach einem Nahrungsergänzungsmittel mit einem bestimmten Inhaltsstoff, landet man in den meisten Fällen vor einem unüberschaubaren Angebot. Und weil das Bauchgefühl bei der Auswahl nicht der sinnvollste Ratgeber ist, haben wir hier die fünf wichtigsten Punkte für dich zusammengestellt, die dir bei der Entscheidung für ein sicheres und gutes Produkt helfen können.
- Herstellung: Werden hochwertige, laborgeprüfte Inhaltsstoffe aus zuverlässigen Quellen verwendet? Liegen sie in einer Form vor, die vom Körper ideal aufgenommen werden kann? Informiere dich auch über den Herstellungsort: Produkte aus Deutschland oder der EU unterliegen strengeren gesetzlichen Mindestanforderungen.
- Zertifizierung: Liegen für das Produkt Qualitätsnachweise von unabhängigen Laboren zur Reinheit und Qualität der Inhaltsstoffe vor? Diese Berichte sollten über die bloße Prüfung auf Schwermetalle hinausgehen.
- Kennzeichnung: Sind alle Inhaltsstoffe, Zusatzstoffe und potenzielle Hilfsstoffe transparent und vollständig deklariert? Der Hersteller sollte klar und deutlich alle Inhaltsstoffe, deren Herkunft und die genauen Mengenangaben auf der Verpackung oder der Website angeben.
- Aussagen zur Wirksamkeit: Gibt es wissenschaftliche Studien und klinische Daten, die die Wirksamkeit der Produkte stützen? Sind die Aussagen EU-konform und seriös? Vorsicht bei übertriebenen Behauptungen, die nicht von der EFSA gestützt werden.
Eine gute Nachricht zum Schluss
Bevor wir dich deiner Recherche überlassen, möchten wir noch eine Sache unterstreichen, die uns sehr am Herzen liegt: Das beste Nahrungsergänzungsmittel wird keinen gesunden Lebensstil ersetzen. Deshalb empfehlen wir als erste Stufen für einen ganzheitlichen Ansatz auch immer verhaltensbasierte Maßnahmen und eine Ernährungsanpassung. Aber, und das ist ein großes Aber: Auf deine Bedürfnisse angepasste, qualitativ gute Nahrungsergänzungsmittel finden in diesem Ansatz ihren Platz und können deine Routine wertvoll ergänzen. Achte auf eine transparente Produktion und wissenschaftlich sinnvolle Dosierungen, dann kannst du gesundheitlich spürbar von einem Nahrungsergänzungsmittel profitieren.