Wissenschaftliche Studien: Gute, schlechte und wie du sie verstehst
Wissenschaftliche Entdeckungen entwickeln häufig einen ganz eigenen Schwung in den Medien. Geht es um Themen, die fast jeden interessieren – wie zum Beispiel Gewichtsabnahme, Anti-Aging oder die Lebenserwartung – neigen wir dazu, Studienergebnisse fraglos zu akzeptieren. Vor allem dann, wenn sie eine vermeintlich einfache Lösung oder ein “Wundermittel” bereithalten. Aber welchen Wert haben Studien wirklich?
Vereinfacht ausgedrückt: Als Studie lässt sich eigentlich alles mögliche bezeichnen, von einer schlichten Befragung in der Uni-Mensa bis zur doppelblinden placebokontrollierten Längsschnittstudie mit tausenden Teilnehmern. Es gibt alle möglichen unterschiedlichen Studiendesigns, die bestimmte Vor- und Nachteile haben. Wenn Medien über Studienergebnisse berichten, gehen sie auf deren Details aber selten ein – das Fazit muss in eine aufmerksamkeitsstarke Schlagzeile passen. Auch ob die Untersuchung mit Mäusen oder Menschen durchgeführt wurde, erfahren wir nicht immer: Häufig werden Ergebnisse aus Nagetierstudien in der öffentlichen Wahrnehmung einfach auf den Menschen übertragen. Das manchmal irreführend, manchmal aber auch schlichtweg falsch.
Von Mäusen und Menschen – ein Wort zu Nagetierstudien
Nagetierstudien haben auf jeden Fall ihre Berechtigung. Sie sind ein erster Schritt, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln zu testen. Das bedeutet aber nicht, dass sämtliche Beobachtungen an Mäusen auch für den Menschen gelten. Zum einen arbeitet der Stoffwechsel von Mäusen und Menschen unterschiedlich. Was bei den Nagern funktioniert, muss nicht unbedingt auch bei uns wirken. Zum anderen leben Labormäuse in einer “genetisch kontrollierten” Umgebung: Ihre Stämme unterscheiden sich wesentlich weniger als die genetischen Variationen der Menschen. Und zuletzt spielt auch der Lebensstil der Nager eine Rolle. Sie werden in einem künstlichen Lebensraum gehalten – jeder Faktor ihrer Umwelt kann gezielt beeinflusst werden. Auch das ist natürlich bei uns Menschen nicht der Fall.
In schöner Regelmäßigkeit kommt es deshalb zu aufsehenerregenden Medienberichten, die einzelne Wirkstoffe als Allheilmittel anpreisen. Schließlich gibt es eine Studie dazu! Ein Beispiel ist der Hype um Resveratrol, der durch eine entscheidende Studie entfacht wurde: Mäuse, die hohe Dosen Resveratrol bekamen, lebten länger und gesünder. Innerhalb kurzer Zeit überschwemmten Nahrungsergänzungsmittel mit dem Inhaltsstoff den Markt. Allerdings konnten die Ergebnisse der viel besprochenen Studie in Nachfolgearbeiten nicht reproduziert werden. Das lag unter anderem am verwendeten Mäusestamm, der nicht repräsentativ für breitere genetische Populationen war – die Übertragbarkeit der Daten auf menschliche Anwender darf also bezweifelt werden.
Wissenschaftliche Studien lesen und verstehen
Ist jede Studie, die in einem Fachjournal veröffentlicht wird, auch eine relevante Studie? Das ist als Laie manchmal schwer einzuschätzen. Wir haben hier einige Aspekte zusammengetragen, anhand derer du wissenschaftliche Studien einfacher bewerten kannst. Es gibt grob gesagt drei Arten von Studien: Beobachtungsstudien, experimentelle Studien und Analysen/Reviews dieser Studien. Wie du die verschiedenen Studiendesigns im wissenschaftlichen Kontext einordnen kannst, siehst du hier.
Und wo findest du nun welche Informationen innerhalb einer Studie? Dafür kannst du dich an folgenden Punkten orientieren:
- Abstract oder Zusammenfassung: Dieser Teil gibt einen kompakten Überblick über den Zweck, die verwendete Methodik und die Ergebnisse der Studie.
- Methoden: Hier wird die Methodik erläutert, also wie die Studie durchgeführt wurde – das ist ein sehr wichtiger Hinweis auf ihre spätere Aussagekraft.
- Ergebnisse und Diskussion: In diesem Abschnitt werden die gesammelten Daten interpretiert und diskutiert, sowie mögliche Auswirkungen, aber auch Grenzen der Studie beschrieben.
Darüber hinaus solltest du auch einen Blick auf die Finanzierung der Studie und eventuelle Interessenskonflikte werfen. Herstellerfinanzierte Studien genießen zum Beispiel nicht immer einen guten Ruf, denn schließlich wollen Hersteller naturgemäß eine wissenschaftlichen Beleg für die Wirksamkeit ihres Produkts haben. Das ist gleichzeitig auch ein Beispiel für einen Interessenkonflikt: Wenn Forschende von Herstellern finanziert werden, ist ihre fachliche Einschätzung dann tatsächlich noch unabhängig?
Ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal für Studien ist das sogenannte Peer-Review-Verfahren: Vor der Veröffentlichung in einem Fachjournal prüfen externe Forschende die Arbeit ihrer Kollegen. So soll sichergestellt werden, dass die Studie wissenschaftliche Qualitätsstandards erfüllt.
Fazit
Das Bewerten und Verstehen von Studien ist selbst für Fachleute nicht immer leicht – und in der wissenschaftlichen Community gibt es einen stetigen Diskurs über Methoden und Ergebnisse. Wir haben bei ASPRIVA entschieden, sehr viel Wert auf die Studienqualität zu legen. So berücksichtigen wir beispielsweise ausschließlich Humanstudien, wenn wir Produkte konzipieren. Und unser wissenschaftlicher Beirat sorgt dafür, dass jede Studie sorgfältig ausgewählt wird. Mehr zu unserem Qualitätsanspruch findest du übrigens hier.
Du möchtest mehr darüber erfahren? Dann empfehlen wir dir bspw. folgende Inhalte:
- The Drive #269 - Good vs. bad science: how to read and understand scientific studies - Peter Attia
- Medical Research and the Myth of Scientific Truth | Stanford Humanities Center
- Dr. John Ioannidis Exposes the Bad Science of Colleagues - The Atlantic
- The Mouse Trap - How One Rodent Rules The Lab
- The Drive #143 - John Ioannidis, M.D., D.Sc.: Why most biomedical research is flawed, and how to improve it - Peter Attia
- The Drive #281 ‒ Longevity drugs, aging biomarkers, and updated findings from the Interventions Testing Program (ITP) | Rich Miller, M.D., Ph.D. - Peter Attia
- ITP | National Institute on Aging | National Institutes of Health
- There is a worrying amount of fraud in medical research | The Economist