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Mythos Resveratrol: Zwischen Hype, Hoffnung und Realität

Mythos Resveratrol: Zwischen Hype, Hoffnung und Realität

Resveratrol wurde einst als Hoffnungsträger der Longevity-Forschung gefeiert. Dieser Text zeigt, wie es dazu kam, warum sich die Erwartungen nicht bestätigt haben und weshalb wir der Ansicht sind, dass auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz kein seriöser Longevity-Experte Resveratrol gesunden Menschen ernsthaft empfehlen kann.

Die Vorstellung, das Altern aufzuhalten oder die Lebensspanne zu verlängern, fasziniert die Menschheit seit jeher. Vor einigen Jahren rückte Resveratrol, ein Polyphenol aus der Schale roter Weintrauben, auf Basis einer vermeintlich relevanten präklinischen Studie ins Rampenlicht. Wissenschaftler und Medien feierten es als Wundermolekül gegen das Altern und für die Gesundheit. Doch was wie eine bahnbrechende Entdeckung klang, erwies sich bei genauerem Hinsehen leider als wissenschaftlich äußerst fragwürdig. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Versprechungen, die Realität und die Konsequenzen für den Einsatz in Longevity-Produkten.

Im Jahr 2006 weckte David Sinclairs Studie große Erwartungen

Im Jahr 2006 sorgte eine Studie von David Sinclair an Mäusen weltweit für Aufsehen. Sie zeigte, dass Resveratrol bei Mäusen, die eine extrem fettreiche (lebensgefährliche) Diät erhielten, die Lebensspanne verlängern konnte, indem es Enzyme namens Sirtuine aktivierte. Diese Enzyme werden mit den positiven Auswirkungen einer Kalorienrestriktion in Verbindung gebracht, die bei verschiedenen Organismen lebensverlängernde Effekte gezeigt hat. Die vermeintlich relevanten Ergebnisse sorgten nicht nur medial, sondern auch in der Pharmaindustrie für großes Aufsehen.

Was David Sinclairs Mäuse durchmachen mussten

Die Euphorie war nur von kurzer Dauer. Kritische Nachanalysen der ursprünglichen Studie zeigten, dass Resveratrol nur Mäusen half, die mit einer extrem einseitigen und krankmachenden Diät gefüttert wurden, bei gesunden Tieren jedoch keinerlei Wirkung auf die maximale Lebensspanne hatte.

Denn in David Sinclairs Studie aus dem Jahr 2006 wurden die Mäuse nicht einfach überfüttert, sondern mit einer extrem ungesunden Diät zwangsernährt, die zu 60 Prozent aus Fett bestand, größtenteils in Form von Kokosöl mit einem besonders hohen Anteil gesättigter Fettsäuren. Die Folgen für die armen Mäuse waren nicht nur extreme Fettleibigkeit, Entzündungen und schwere Stoffwechselstörungen, sondern auch Leberschäden sowie insulinresistenzähnliche Zustände.

Nur unter diesen Extrembedingungen zeigte Resveratrol eine Wirkung, die spätere Studien mit gesunden Mäusen bestätigten diesen Effekt nicht. Der vermeintliche “Lifespan-Effekt” war also ein Artefakt und kein wissenschaftlicher Durchbruch.

Vom Hoffnungsträger zum Flop: Resveratrol und Sirtris

Im Jahr 2008 kaufte GlaxoSmithKline (GSK) das auf Resveratrol spezialisierte Biotechunternehmen Sirtris Pharmaceuticals für 720 Millionen US-Dollar. Die Übernahme fand jedoch kein gutes Ende. So wurde die Entwicklung des Resveratrolderivats SRT501 im Jahr 2010 eingestellt, da sich Sicherheitsbedenken zeigten und sich die viel beachteten präklinischen Ergebnisse aus David Sinclairs Forschung nicht replizieren ließen. 2013 wurde Sirtris schließlich vollständig geschlossen.  Der Fall gilt heute als warnendes Beispiel für überzogene Hoffnungen und wissenschaftlichen Hype in der Longevity-Forschung.

Peter Attia: „Können wir etwas Positives über Resveratrol sagen?“
Steven Austad: „Nein.“
Peter Attia: „Rich?“
Richard Miller: „Nein.“
Peter Attia: "Warum stirbt dieses Ding dann nicht?
Steven Austad: „Geld?“
Peter Attia: "Warum gibt es immer noch hundert verschiedene Resveratrols, die auf Amazon verkauft werden, warum werde ich immer noch gefragt: Nimmst du Resveratrol? Sollte ich Resveratrol einnehmen?"
Richard Miller: „Es hat ein gutes PR-Team.“
Matt Kaeberlein: "Ich habe 10 Jahre lang gesagt, dass das Resveratrol-Zeug Müll ist, bevor die Leute es glaubten. Jetzt glaubt es jeder, aber es dauert wirklich lange. Zumindest im Longevity-Bereich sieht man niemanden mehr, der Resveratrol im Bereich des Alterns untersucht. Ich glaube, wenn man auf einer Konferenz Wissenschaftler fragen würde, was sie von Resveratrol halten, würde man dieselbe Antwort erhalten. Wir würden die gleiche Antwort erhalten, mit vielleicht einer Ausnahme."
Peter Attia:" Schlechte Ideen sind nicht totzukriegen."
Matt Kaeberlein: „Das ist richtig.“

Quelle: The Longevity roundtable (27.01.2025)

Der ITP-Goldstandard entzaubert Resveratrol endgültig

Das von den National Institutes of Health (NIH) in den USA geförderte und öffentlich finanzierte Interventions Testing Program (ITP) ist ein Langzeitprojekt, das an drei unabhängigen US-Labors durchgeführt wird.

Es gilt als Goldstandard in der Longevity-Forschung, da Substanzen unter streng kontrollierten, standardisierten und reproduzierbaren Bedingungen getestet werden, große Tierzahlen zum Einsatz kommen und die Ergebnisse unabhängig überprüft werden. Das Ziel besteht darin, verlässliche Aussagen über potenzielle lebensverlängernde Wirkstoffe zu ermöglichen.

Im Fall von Resveratrol zeigten alle ITP-Studien eindeutig, dass die Substanz bei männlichen und weiblichen Mäusen keinerlei Wirkung auf die Lebensspanne hatte, weder bei Verabreichung ab dem jungen Erwachsenenalter noch bei späterem Beginn.  Auch eine Metaanalyse von Studien am Menschen ergab keine relevanten Vorteile für die Stoffwechselgesundheit, das Körpergewicht oder die Blutfettwerte. Zudem erwies sich die Bioverfügbarkeit von Resveratrol im menschlichen Körper als äußerst gering, was eine wirksame Dosierung praktisch unmöglich macht.

Und dennoch wird Resveratrol erfolgreich vermarktet

Trotz der wachsenden Zweifel blieb Resveratrol ein populäres Nahrungsergänzungsmittel, obwohl es wissenschaftlich faktisch nicht haltbar ist.

Peter Attia: "Überrascht es dich, wie allgegenwärtig Nahrungsergänzungsmittel mit Resveratrol im Internet immer noch sind?"
Rich Miller: „Entschuldige, dass ich so zynisch bin, aber die Leute sind sehr leicht zu täuschen. Es ist einfach, acht oder zehn Dinge zu finden, an die die Leute glauben, weil sie sie im Internet gelesen oder im Fernsehen gesehen haben, und sie sind fest davon überzeugt, aber die Leute sind sehr, sehr leichtgläubig.

Während Firmen wie GSK ihre Resveratrol-Forschung längst eingestellt haben, floriert der Markt für Resveratrol-Produkte weiter. Diese Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Marketing zeigt, wie stark das Bedürfnis nach einfachen Lösungen ist. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, gesundheitsrelevante Entscheidungen auf fundierte Evidenz und nicht auf Marketingversprechen zu stützen.

Ein Lackmustest für angebliche "Longevity-Experten"

Deshalb sind wir bei ASPRIVA davon überzeugt, dass der einzig verantwortungsvolle Weg darin besteht, sich ausschließlich auf relevante Humanstudien zu stützen und alles andere außer Acht zu lassen. Glaube bitte nicht der gängigen Ausrede, dass Humanstudien bzw. RCTs zu teuer seien.

Diese Behauptung hält einer Überprüfung nicht stand. Tausende vertrauenswürdige Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen aktiv nach Möglichkeiten, die menschliche Gesundheit zu verbessern. Wenn eine Substanz wirklich vielversprechend ist, erhält sie die erforderliche Finanzierung.

Die Realität sieht so aus, dass mehr als 90 Prozent der Moleküle, die in präklinischen Studien positive Wirkungen zeigen, in klinischen Studien am Menschen keine Ergebnisse liefern.  Deshalb wählen wir Inhaltsstoffe niemals ausschließlich auf der Grundlage von Tierversuchen oder Zellstudien aus.

Wenn also jemand trotz dieser überwältigenden Sachlage immer noch Resveratrol als Schlüssel zur Longevity erwähnt, ist das leider ein klares Zeichen dafür, dass seine Fachkompetenz ernsthaft hinterfragt werden muß.

 

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